Das Gemeindehaus der Christuskirche in Dresden-Strehlen
„Dieser Grundstein des Christuskrchgemeindehauses wurde am 13.7.1935 gelegt“. So kann man es noch heute im Erdgeschoß des Gemeindehauses lesen. Der gesamte Bau und weite Teile des Inventars sind im Original erhalten. Das Kirchgemeindehaus steht darum unter Denkmalschutz.
Die Christuskirchgemeinde hatte einen Wettbewerb ausgeschrieben und schließlich den Entwurf des Architekten Heinz Arnold Götze gekürt. Der Stil wurde zeitgenössisch charakterisiert als „heimatverbunden“ und dem „traditionellen ländlichen Bauen“ verpflichtet.
Der Bau besteht im Grunde aus zwei rechtwinkelig angeordneten Häusern. Der Christuskirche zugewandt ist das eigentliche Gemeindehaus. Es hat sich im Laufe der Jahrzehnte als ideal für die Erfordernisse einer großen, kraftvollen und lebendigen Gemeinde erwiesen. Herzstück sind der Große und Kleine Saal im 1. Stock, während im Erdgeschoß und im Dachgeschoß weitere Gemeinde- und Verwaltungsräume mit durchdachten Grundrissen verwirklicht sind.
Das zweite, im rechten Winkel angebaute Haus ist als Wohnhaus für kirchgemeindliche Mitarbeiter konzipiert worden.
Wer das Gemeindehaus betritt, wird sofort merken, dass hier ein reges Leben herrscht. Aus allen Ecken und Enden ertönen und überlagern sich Geräusche, die etwa durch die Christenlehrekinder, die Konfirmanden, die Kantorei, den Seniorentanz oder den Musikunterricht der Jungbläser auf Trompeten und Posaunen erzeugt wird.
Im Winterhalbjahr, wenn die Christuskirche in eisiger Kälte erstarrt, wird der Große Saal mit seiner warmen Ausstrahlung zur Gottesdienststätte der Kirchgemeinde.
Als die Dresdner Altstadt im Frühling 1945 in Trümmern lag, war unser Großer Saal der einzig verbliebene der Stadt. Die Dresdner Philharmoniker erwählten ihn sich damals zum Konzertort.
Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens tagte hier bis in die 1980er Jahre. Eine Sternstunde für die Christuskirche und das Gemeindehaus war die Tagung des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen im Jahre 1981.
Vor nunmehr fast 20 Jahren wurden, als noch kaum jemand davon redete, auf dem Dach Solarmodule sowie eine Anlage installiert, die die gesamten Sanitärtrakt mit aufgefangenem Regenwasser versorgt.
Gegenstand aufgeregter, immer wieder aufbrandender Diskussionen ist der Dachreiter und seine Bekrönung. Er trägt eine Kugel mit Fähnchen, die in alle Himmelsrichtungen zeigen. Bis heute bekommen wir Anfragen, ob es sich dabei um ein verdecktes Hakenkreuz handele. Verschiedene Veröffentlichungen und Artikel verbreiten bis zur Stunde diese These.
Diese Vermutung erhält zusätzlich Nahrung dadurch, dass in den 1930ern Verantwortliche der Kirchgemeinde und der Architekt selbst den Deutschen Christen bzw. der nationalsozialistischer Ideologie nahe standen. Da gibt es nichts zu verschweigen. Insoweit ist die Geschichte der Christuskirchgemeinde problematisch. Träfe der Verdacht einer Hakenkreuzdarstellung zu, müsste die Turmbekrönung beseitigt werden. Selbstverständlich wäre nicht vertretbar, ein Symbol des verbrecherischen Nationalsozialismus auf dem Dachreiter zu belassen.
Der Kirchenvorstand bzw. die Kirchgemeindevertretung haben sich intensiv bemüht, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Die umfängliche Prüfung aller erhaltenen Schriftwechsel und Protokollbücher unseres Pfarrarchivs hat ergaben, dass hier eine „Weltkugel mit Fähnchen“ dargestellt ist (so ausdrücklich im Protokollbuch des KV, Sign. 265 vom 2.10.1950). Das deckt sich mit Erinnerungen von Augenzeugen aus der Bauzeit.
Umgekehrt konnte der Beweis, dass es sich um ein verdecktes Hakenkreuz oder eine verdeckte Andeutung desselben handelt, nicht erbracht werden. Sollten jedoch Quellen oder anderweitige Beweise auftauchen, bitten wir darum, sie der Kirchgemeinde zur Kenntnis zu geben.
Das Gemeindehaus ist, obwohl in einer bösen Zeit entstanden, zum Ort vielfachen Segens geworden. Ganze Generationen haben hier ein geistliches Zuhause gefunden und erinnern sich gern zurück an die Kinderbibelwoche in den Winterferien oder die Seniorenrüstzeit nach dem Erntedankfest.