Gottesdienst verstehen
Was geschieht wann - und warum?
Die Feier des christlichen Gottesdienstes verbindet die heutige Gemeinde mit den Anfängen der Christenheit
Viele alte Formen wurden durch die Jahrhunderte bis heute bewahrt und bilden einen großen Traditionsstrom. Zugleich ist die Form auch immer flexibel und offen für Neues geblieben. Somit ist der Gottesdienst zwar durch die Tradition geformt, aber auch heute lebendig.
GRUNDLEGENDES
Im Gottesdienst dient Gott den Menschen mit seiner besonderen Nähe und Gegenwart. Die Grundform des christlichen Gottesdienstes verbindet die Christen in dieser Gemeinde mit den Christen in aller Welt und ebenso mit der Geschichte. Manche Elemente und Gesänge sind seit der frühen Christenheit in Verwendung, seit über 1000 Jahren erprobt und bewährt und haben Generationen von Christen Glauben und Hoffnung gegeben. Die vertrauten Formen geben Halt und Stärkung auch in unsicheren Zeiten. Dabei bildet die traditionelle Liturgie einen Rahmen, in dem auch Neues aufgenommen werden kann.
Vor dem Gottesdienst ist es gut, in Ruhe anzukommen. Im stillen Gebet können wir Gott sagen, was uns bewegt und um seinen Segen bitten. Die Glocken zeigen den Beginn des Gottesdienstes an.
1.
Eröffnung und Anrufung
Die Anrufung Gottes in Lob, Klage und Bitte steht am Anfang des Gottesdienstes.
Mit dem Psalm bringt die Gemeinde Lob, Klage und Bekenntnis in Worten der Beter des Alten Bundes vor Gott. Der Psalm endet mit dem Lob des dreieinigen Gottes (Gloria Patri).
Der alte griechische Ruf „Kyrie eleison“ (Herr, erbarme dich) war in der Antike als Huldigungsruf gegenüber dem Herrscher gebräuchlich. Er schließt Lob, Klage und Vertrauen auf Hilfe ein, denn Gott hat denen Hilfe zugesagt, die ihn anrufen (Matth. 7,7).
Der anschließende im Wechsel gesungene Lobpreis entspricht dem Gesang der Engel, wie er in der Weihnachtsgeschichte (Lukas 2,14) beschrieben wird.
Das vom Liturgen gesungene oder gesprochene Tagesgebet fasst den Anrufungsteil kurz zusammen und steht mit dem jeweiligen Thema des Sonntages in Verbindung.
2.
Verkündigung und Bekenntnis
Hören und Antworten - wie ein Glaubensgespräch – das prägt den zweiten Teil des Gottesdienstes.
Die wichtigsten Bibeltexte werden sonntäglich wechselnd und auf das Kirchenjahr bezogen gelesen. Gott spricht zu uns durch die Worte der Heiligen Schrift. In der ersten Lesung hören wir einen alttestamentlichen Text, meist aus den Prophetenbüchern oder einen Text aus den neutestamentlichen Briefen (Epistel= griechisch Brief). In der Evangelienlesung hören wir vom Leben Jesu aus einem der vier Evangelien. Das Lied der Woche und der Hallelujavers zwischen den Lesungen sind auf das Thema des Sonntags abgestimmt.
In der Predigt wird das biblische Wort für die heutige Zeit und die versammelte Gemeinde ausgelegt. Das Lied nach der Predigt nimmt wesentliche Gedanken der Predigt auf.
Auf die Verkündigung des Evangeliums antwortet die Gemeinde mit dem Bekenntnis der eigenen Schuld und ihres Glaubens. Der Text des Apostolischen Glaubensbekenntnisses entstammt im Kern einem altrömischen Taufbekenntnis aus dem 2. Jahrhundert und wurde in dieser Form im 5. Jahrhundert formuliert. Das Nizäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis entstand 381 auf dem Konzil von Konstantinopel und ist die Erweiterung des Bekenntnissestextes des Konzils von Nizäa aus dem Jahre 325. Beide Bekenntnisse verbinden die christlichen Kirchen weltweit über Konfessionsgrenzen hinweg.
Im Fürbittengebet wird Gott um Hilfe für die Bedürfnisse und Nöte dieser Welt und der weltweiten Christenheit gebeten. Der Gemeinde werden Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen ihrer Mitglieder mitgeteilt, damit diese in das Gebet eingeschlossen werden.
Das Dankopfer gibt die Gelegenheit, einen kleinen Teil von dem, was jeder reichlich von Gott empfangen hat, weiterzugeben und damit der Dankbarkeit Gott gegenüber Ausdruck zu verleihen.
3.
Abendmahl
In der Liturgie zur Vorbereitung auf das Heilige Abendmahl haben sich viele Elemente der römischen Messe erhalten.
Das große Dankgebet nimmt die Gemeinde mit in den himmlischen Lobpreis der Engel vor Gottes Thron hinein. Nur wer die Heiligkeit Gottes erkennt, wie sie im Sanctus dreimal besungen wird, kann die Größe von Gottes Liebestat ermessen. Gott selbst wurde Mensch und hat sich für uns geopfert um die Sünde der Welt zu tragen damit wir Frieden haben – so wird es im Agnus Dei („Lamm Gottes“) zusammengefasst.
Das Vaterunser als das wichtigste Gebet der Christenheit und das einzige, das Jesus selbst seine Jünger gelehrt hat steht wegen der vierten Bitte (...unser tägliches Brot gib uns heute...) als Tischgebet in der Abendmahlsliturgie (Matth. 6,9-13).
Die vom Liturgen vorgetragenen Einsetzungsworte beschreiben die Stiftung des Abendmahles durch Jesus gemäß dem biblischen Zeugnis (1. Kor 11,23-25, Matth. 26,26-28). Sie sind das Kernstück der Liturgie des Abendmahles, in denen Grund und Verheißung des Abendmahles zusammengefasst sind.
Dazu treten Abendmahlsgebete als Lobpreis der Heilstaten Gottes in Schöpfung und Erlösung mit der Bitte um den Heiligen Geist; sie kennzeichnen das Abendmahl als große Danksagung (Eucharistie).
Im Abendmahl ist Christus selbst gegenwärtig. Dazu sind alle getauften und im Abendmahl unterwiesenen Christen eingeladen. In, mit und unter Brot und Wein empfangen sie Leib und Blut Christi. Wer keinen Wein möchte, darf gewiss sein, dass auch im Brot allein der ganze Christus gegenwärtig ist.
4.
Sendung und Segen
Gestärkt durch Gottes Zuspruch in Wort und Sakrament wird die Gemeinde mit dem Segen des dreieinigen Gottes in die neue Woche gesendet.
Grundformen
Für die Gestaltung von Gottesdiensten gibt es seit jahrhunderten bewährte Formen. Diese geben Sicherheit und Verlässlichkeit im Ablauf – wenn man mit ihnen vertraut ist.
Es gibt 3 Grundformen
- Liturgie A: Normalform in den meisten Gottesdiensten
- Liturgie B: festliche Liturgie zu hohen Festzeiten im Kirchenjahr
- Liturgie C: schlichte Liturgie in den Fastenzeiten
In Strehlen finden Sie den üblichen Ablauf hinten in den Gesangbüchern eingeklebt. Diese Ordnung gibt es auch hier zum Download.